Terre à terre

fortlaufend.


zerpflückt und zerbröselt
verbrannt und ausgeklopft

fein säuberlich abgeäschert
in die bereit gelegte keramikschale

sanft gebettet auf dem russ
von gestern

ich kratze mich zusammen,
häufe mich auf

taub taumelnd auf der suche
nach der wärmenden flamme

sie bleibt vorerst erloschen
ich glühe leer.



Augenschlag

fortlaufend.




Dokumentation der Dreharbeiten zu Jana Kohlers Despite Our Gaze, No Visage Shows.

2023.

«Despite Our Gaze, No Visage Shows» setzt sich mit einem Augenzwinkern mit dem Genre des Vampirfilms auseinander. Lachen ist erlaubt, wenn sich die Vampirin sorgfältig ihre Zähne spitz feilt. Vordergründig kann man während der 26 Minuten Laufzeit mit viel Spass Film-Zitate suchen – von der «Rocky Horror Picture Show» bis zum «Tanz der Vampire». Kohler erklärt: «Im Hintergrund geht es um zutiefst menschliche Wünsche, um Sexualität und Genderfragen. Vampire sind eine perfekte Metapher dafür.»

-Inka Grabowsky für thurgaukultur.ch

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Ideen einer Stadt

2023.

Kaum ein Medium scheint die Qualität zu besitzen so präzise Realität abbilden zu können, wie die Fotografie; schliesslich sind die abgebildeten Objekte unbestreitbare Realität des Moments der Aufnahme. Die Abbildung ist ein unumstösslicher Beweis für einen Moment der stattgefunden hat und damit auch für das Abgebildete. Trotz all dem ist die Montage, das Umbauen des Aufgenommenen nicht nur möglich, sondern unumgänglich. Eine Kamera bildet die Umgebung nicht einfach ab, sondern lässt sie einen bedeutend vielfältigeren Prozess durchlaufen, bei dem am Ende kaum von einer schlichten Abbildung zu sprechen ist. Dieser Prozess zeichnet sich durch viele Bestandteile aus, die das Abgebildete auf dem Weg zur Projektion verändern, gar ad absurdum führen können. Auf der technischen Seite ist es die Kamera, die selbst eine Position in einem Raum einnimmt und eine Blickrichtung hat, dazu kommt die Linse, die einen bestimmten Ausschnitt, je nach Brennweite, aufnimmt, in dem sie das vorhandene Licht bricht und auf das Filmzelluloid oder einen digitalen Sensor fallen lässt und damit entscheidet, was gezeigt wird und gleichermassen, was aussenvorgelassen wird. Bei einer analogen Aufnahme färbt die Fotoemulsion die Szene ein, ehe sie durch die Entwicklung festgehalten wird; bei einer digitalen sind es Farbprofile und digitale Nachbearbeitung. All dies sind Werkzeuge, die erlauben das Umfeld nicht nur einfach abzubilden, sondern sie umzubauen, je nach Perspektive zu erweitern oder zu begrenzen. Das schliesst nicht aus, dass fotografische Darstellungen von einer Umgebung nicht auch deskriptive Abbildungen von materieller Realität sind, sie haben aber genauso einen performativen Charakter, sie bauen den Ort mit ihren vorhandenen Bestandteilen in der eigenen Wirklichkeit neu auf. Eine vollumfassende und realitätsgetreue Abbildung einer Stadt scheint so fotografisch unmöglich, doch währenddem die medialen Werkzeuge das Abgebildete unweigerlich verzerren, aufteilen und neu zusammensetzen, so kann eine sorgfältig gestaltete Montage gleichzeitig auch eine Annäherung zurück zur Realität des Abgebildeten sein oder sie überhaupt ermöglichen und im besten Falle sogar erfahrbar machen. Der fotografische Umbau einer Stadt ist damit nicht nur eine verfälschte Abbildung von Realität oder einfach eine parallel konstituierte Wirklichkeit, die sich selbst unabhängig vom ursprünglich Abgebildeten macht, sondern eine Übersetzung, gemäss der Interpretation des Beobachters in ein Medium, die, wenn auch nicht realitätsgetreu und vielleicht auch ganz ohne tatsächlichen Realitätsanspruch, einen Raum erfahrbar macht. Diese Erfahrbarmachung ist der Kern einer impliziten Performativität, nicht nur der Prozess der indirekten Übersetzung; die Aufnahme, das Einfärben, Fragmentieren und Montieren, vielmehr die Interaktion mit den Empfangenden und die Möglichkeit der Rezeption, Reflexion und Verknüpfung, die eine Abbildung immanent machen. Auf der anderen Seite dieser Montage sitzt das Publikum, die empfangenden Personen, die, jeder und jede für sich, alle Lücken, all das was nicht von den Blickwinkeln der Linse eingefangen wird, selbst füllen. Das unvollständige und verzerrte Abbild wird durch die rezipierende Person vervollständigt, anhand dem was gezeigt wird und eingefärbt – ähnlich wie die Charakteristika eines Films, der eine einzigartige Struktur durch Körnung, Schärfe und Farbinterpretation hat, durch all die persönlichen Verknüpfungen, die das Betrachtete hervorrufen. So kann das Abbilden eines Orts nicht nur eine verzerrte Parallelversion davon erschaffen, sondern die Natur, Architektur, sowie die gesellschaftliche Lebensweise durch die Montage in einem anderen Medium erfahrbar machen, nicht physisch, wie bei einem Besuch, aber assoziativ, vielleicht sogar darüber hinaus, indem Bestandteile offengelegt werden, die materiell kaum wahrgenommen werden würden oder gar nicht wahrgenommen werden können.


















Prelibatezze

fortlaufend.



Ausgestellt 2025 bei Papillarya Kitchen Session, 08.06.2025.

Prelibatezze is a photographic project that began with disjointed pictures taken in passing. In complete contrast to this initial process was the subsequent construction of a series, that serves not only as a form of archiving or preservation of evidence, but enables a careful act of aesthetic reproduction and results in a permanent overwriting of elusive moments of desire and disgust, which are usually forgotten or repressed.


Prelibatezze ist ein Fotoprojekt, das mit einzelnen, erst zusammenhanglosen Bildern begann, die im Vorbeigehen aufgenommen wurden. Im Kontrast zu dieser anfänglichen Herangehensweise steht die folgende Rekonstruktion zu einer Serie, die nicht nur zur Beweissicherung und Archivierung dient, sondern einen sorgfältigen Akt der ästhetischen Reproduktion ermöglicht. Das Resultat ist eine permanente Überschreibung flüchtiger Momente von Verlangen und Abjekt, die normalerweise vergessen oder verdrängt werden.  











Impasse

fortlaufend.


endlos hallendes echo der schritte in der eingangshalle
harter boden, falsche blumen
bittere flüssigkeit auf der zungenspitze
trockene krümel an den lippen
alles belanglos
herzschlag bis in die fingerspitzen
geplante ungewissheit
ein still plätscherndes rinnsal
eine leise bebende furcht.

merkwürdig
wie du deine tasse
als ob ein ganzer ozean darin
stürmische wellen unablässig
doch so sachte 
an deinen lippen
und dann?
lindernd, ja
unbesorgt sich vergiessen.

nur ein kleiner tropfen auf den meniskus
darunter tobts
nach luft schnappen
an der oberfläche festkrallen 
bäum dich auf
du verfällter havarist
auswaschen und nachspülen
und dann ist alles ruhig
jetzt ist alles eins.



Tom Yee

fortlaufend.
Die Kollaboration mit Tom Yee ist fortlaufend. Zu sehen ist eine Auswahl von Arbeiten, die in der letzten Zeit entstanden sind. Darunter Pressefotos, die dokumentarische Begleitung von verschiedenen Konzerten und ein Albumcover.  

Tom Yee:
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